Als Unternehmensberater war ich oft in Deutschland am arbeiten. Es kam als ich mal in Dorsten war dass meine Haare wild herumstanden und schon lange mal ein Friseur ran sollte. So fragte ich in der Firma in der ich auf Besuch war nach ob da ein guter Friseur in der Nähe ist. Ich gab der Frage noch ein wenig Gewicht dazu indem ich sagte dass ich sehr heikel bin in Sachen Frisur. Ja da haben wir einen prämierten Starfriseur der sogar schon Europameister war. Ok ich wurde angemeldet und hingebracht. Der Salon war so 0815 eingerichtet, also nicht so was ich von einem Starfriseur erwartet hätte. Ich sass  etwas enttäuscht in dem mir zugewiesenen Sessel aber dann begann die grosse Show. Ich konnte mich kaum umsehen und entspannen, so wurde ich auch schon von einem hübschen Mädchen gefragt ob ich Kaffee möchte. Ja gerne ein Expresso denn ich war sehr skeptisch was deutschen Kaffee anbelangt und so wird dann sicher ein Expresso mindestens zu einem "normalen" Kaffee. Nun ging die Post richtig ab.... ein Mädchen löste das andere ab und eines schöner als das andere. Eine legte mir die Tücher um den Hals, die andere durchstreifte prüfend mit der Hand mein Haar um wirklich das richtige Shampoo zu wählen, wieder eine andere wusch mir den Kopf und plapperte mir den Kopf voll von ihrem neuen Freund was das für ein spezieller Mensch ist und verdrehte laufen die Augen vor Verliebtheit und immer wenn sie Luft holte kurz vor dem versticken fragte sie noch schnell ohne eine Antwort abzuwarten „ist es gut mit der Wärme des Wassers“? Nach dreimaligen Waschen des Kopfes, ich wusste gar nicht dass mein Haar so schmutzig war, denn ich hatte es bereits am Morgen im Hotel beim Duschen gewaschen, kam bereits ein weiteres Mädchen zum Einsatz. Sie war zuständig zum trocknen der Haare mit dem Frottiertuch was aber mehr einer Kopfmassage glich, welche ich mit geschlossenen Augen genoss. Ich schloss nicht die Augen weil das Mädchen unansehnlich war, im Gegenteil, aber sie stand hinter mir. Mein Genuss wurde mit der Frage unterbrochen „möchten Sie einen Konditioner“? Ich drehte den Kopf und schaute in die wunderschönen Augen des jungen Mädchen und fragte „wie bitte“? wobei ich die Frage ganz betont in die Länge zog. Das Mädchen merkte das Conditioner ein englisches Wort ist und sie dessen nicht mächtig, also übersetzte sie die Frage und fragte erneut „ ja ich meinte möchten sie ein Wasser zur Stärkung? Nein danke ich hab noch Kaffee sagte ich gelassen, obschon ich ihre Frage genau verstand. Sie kicherte und sagte „ich meinte doch für die Haare“. „Ach so“ sagte ich unschuldig und „ja dann bitte gerne“ denn damit konnte ich die genussvolle Kopfmassage verlängern. Plötzlich standen alle Mädchen um mich herum wie Rekruten auf dem Kasernenhof. Das war der Auftritt des grossen Meisters. Wie ein Feldmarschall durchschritt er den Salon, stellte sich vor mich und begrüsste mich überfreundlich, wobei er mir die Hand schüttelte. Er überprüfte zuerst die Arbeit der Mädchen indem er mit der gespreizten Hand durch mein Haar fuhr, immer wieder mit Blickkontakt auf die einzelnen Mädchen aber ohne was zu sagen. Es herrschte eine knisternde Spannung in der Luft. Plötzlich durchbrach er die Stille mit der Frage an mich „möchten sie Sekt, weissen oder roten Wein“? „Ja genau in dieser Reihenfolge“ sagte ich scherzhaft und der Feldmarschall konnte plötzlich lachen. „Ja bitte einen Weissen, wenn ich so wählen darf“ korrigierte ich meine scherzhafte Antwort und schwups flog ein Mädchen davon und kam mit einem kühlen Weissen zurück was ich verdankte. „Sind alle Schweizer so humorvoll“? fragte er mich weiter. „Wie kommen Sie darauf, dass ich Schweizer sein sollte“ entgegnete ich. „Ja, das hört man an ihrer Sprache, wobei sie sehr gut sprechen“ sagte er voller Stolz, wobei er sich sehr weltmännisch fühlte. „Ich bin kein Schweizer“ entgegnete ich ihm wobei ich ihm ins verdutzte Gesicht schaute. Ohne eine weitere Frage abzuwarten aber nach einer längeren Kunstpause, wobei ich beobachten konnte wie er seine letzten Gehirnwindungen ausquetschte, um das ein zu sortieren dass er jetzt völlig falsch lag, setzte ich fort „Ich bin Eidgenosse, Schweizer kann jeder werden“.  Er lachte laut heraus und konnte sich kaum einkriegen, die Tränen rannen ihm über die Wangen, während die Mädchen ganz betreten da standen milde lächelten. Auf ihren Gesichtern konnte man lesen dass sie ihren Boss nicht verstanden, warum er so lachte. Plötzlich bedachte er sich der Arbeit und fragte mich immer noch lachend „ wie darf ich es schneiden“ Ich hätte gerne gesagt „mit der Schere“ aber ich dachte irgendwann sollte es Schluss sein, so sagte ich ganz seriös „das überlasse ich ihnen, sie sind der grosse Meister, und ich bin für neues gerne offen“.  „Ja da kann man schon was machen, Haare hat es genug und keine Grauen in ihrem Alter“ wobei er mit der offenen Hand durch die Haare fuhr und sie immer wieder hoch warf. Dabei spürte ich seine Neugier mein Alter zu wissen, da er sicher jünger war als ich und spärliches graues Haar hatte. Ich liess diese Frage offen und reagierte gar nicht darauf, denn es folgte gleich die nächste Altersfrage. „Ich schneide sie recht kurz und etwas frech, was sie noch jugendlicher macht“ sagte er. Eigentlich wollte er dabei mein Alter wissen, ich liess mir nichts anmerken sagte nur gelassen „Nur nicht zu jugendlich, ich möchte heute Abend in die Disco, nicht dass ich nicht reingelassen werde, es ist ab 18“. Das löste wieder ein lautes Lachen aus. Er war sehr neugierig und er überwand sich doch mir eine direkte Frage zu stellen, fragte mich nach dem Namen und wo ich wohne. Endlich nahm er den Kamm und die Schere in die Hand, durchzog mit dem Kamm immer wieder mein Haar bis er endlich zum ersten Schnitt ansetzte. „Wie sind sie zu meiner Adresse gekommen“ war die nächste Frage um seinen Wissensdurst zu stillen. „Ich bin da in Dorsten am Arbeiten und sie wurden mir in der Firma als der grosse Meister empfohlen, da es sehr grossen Wert auf eine gute Frisur lege“. Nun stellte er aber die Brust, aber ich hätte das besser nicht gesagt. Was nun folgte war ein Wasserfall ohne Ende halb in Deutsch halb in Englisch, da folgten nur Schlagwörter ohne Ende, Award da Superpreis dort Showfrisieren in ganz Europa nein in der ganze Welt, Lehrlingsexperte. Er redete immer schneller er kriegte kaum Luft. Ich verstand nicht alles was daher kam, denn ich nickte nur immer anerkennend und hörte kaum hin. Ich dachte für mich, der  redet um die Wette mit der Frisur. Der weiss jetzt schon, dass er nicht alles aufzählen kann bevor er fertig ist mit der Frisur. Da hatte ich mich getäuscht, plötzlich war das Thema erledigt, und ohne eine Pause ich hätte es fast nicht gemerkt wurde das Thema gewechselt, wäre da nicht plötzlich eine Frage an mich gestellt  worden. „Wie kommt es dass die Basler plötzlich so gut sind“ Die Basler so gut???? Das drehte mir als Zürcher fast das Herz um, aber ich glaube der redet vom Fussball. Ich stellte ihm gleich die Gegenfrage „wissen sie was das Schönste ist in Basel“? Er schaut mich ratlos an. Ohne die Antwort abzuwarten sagte ich „der Schnellzug nach Zürich“ Es folgte wieder das laute Lachen des Feldmarschalls und alle Mädchen guckten wieder konsterniert zu ihrem Chef. Ich dachte so das Thema Fussball übersprungen zu haben, aber weit gefehlt. Es folgten alle Schweizer Clubs bis in alle Details, dann die Deutschen, ich lernte was die Trainer als falsch machten und versäumten. Schliesslich hat er einen Fernseher wo er den ganzen Samstagnachmittag jedes Spiel verfolgen kann, Spielszenen  wiederholen und analysieren kann. Mich wunderte es dass er nicht schon lange Nationaltrainer ist mit seinem Wissen und Können. Dann zeigte er mir, dass er sich auch im Englischen Fussball bestens auskennt. Noch während er über die Holländer fluchte, hielt er mir den Spiegel hin damit ich sein Kunstwerk begutachten konnte. Ich war voller Lobes und das meinte ich auch ehrlich, denn er hatte mir eine völlig neue sportliche Frisur hingezaubert. Ich trank den Rest des Weissweines leer stand auf und ging hinter dem grossen Meister her zur Kasse links und rechts standen die Mädchen und schmunzelten verlegen. Auf dem Weg zur Kasse überlegte ich mir was das wohl kosten werde, wenn ich zu Hause beim „normalen“ Friseur schon Fr. 50.-- bezahle. Mich hat es fast aus den Schuhen gerissen, ich musste € 18.-- bezahlen und ich hatte die grösste Mühe dass man mir meine freudige Überraschung nicht sofort ansah. Dafür war ich mit dem Trinkgeld für die Mädchen grosszügiger, so dass sich jede persönlich bei mir bedankte und sich verabschiedete. Während mir das eine Mädchen ins Jackett half , bürstete das andere Mädchen die Haarresten vom Kragen und der Achsel. Der grosse Meister persönlich hielt mir die Türe auf bedankte und verabschiedete sich. Auf dem Weg zur Arbeit schwor ich mir, dass ich nochmals zu diesem Friseur gehe.
Einige Wochen später musste ich wieder nach Dorsten und mein Haar war schon wieder stark gewachsen. Am Tag zuvor hatte ich nochmals ein Telefonat mit dem Arbeitskollegen in der Firma und ich bat ihn mich beim Friseur an zu melden, am Besten gleich am Ankunftstag, denn ich hatte es dringend nötig. Ich war kaum angekommen in Dorsten sagte man mir ich könne um ein Uhr zum Friseur. So ass ich gleich in der Stadt und ging gleich anschliessend zum Friseur. Ich öffnete die Türe und trat ein. Alle schauten mich verdutzt an, so dass ich meinte im falschen Geschäft zu sein. Da laute Lachen des grossen Meisters unterbrach diese Kunstpause. Er rang nach Luft und rief immer wieder „sie sind das, ssiiiieee, siiiiee sind das“, ich stand nur da und verstand überhaupt nicht um was es ging, und lächelte dabei verlegen.  Erst nach einer Weile konnte er wieder normal sprechen. Er begann mir zu erklären, „wissen sie ihr Kollege hat sie unter Riccola angemeldet und mein Mädchen hat es fein säuberlich im Buch eingetragen. Jeden Abend schaue ich was für den nächsten Tag zu tun ist. Da sah ich auch den Eintrag Riccola der mir unbekannt war. Sie müssen wissen wir kennen jeden Kunden und wissen auch die Eigenheiten zum Teil die ganze Lebensgeschichte“ dabei lächelte er mir sanft zu und ich lächelte zurück und dachte mir „nur meine kennst du nicht“ . Mein Lächeln verstärkte sich dabei. Er fuhr fort „ich fragte Alle, wer kennt Riccola, doch niemand kennt Riccola. Ja ich tobte mit den Mädchen, man schreibt doch nicht einen Namen ins Buch den wir nicht kennen“. Oh so hart sind die Sitten dachte ich. „Wissen sie nicht einmal beim Nachtessen liess mich die Frage locker, wer ist Riccola. Meine Frau die auch im Salon arbeit kennt auch alle Kunden, aber auch sie kennt keinen Riccola. Das Rätsel raten ging im Bett weiter, wir haben fast nichts geschlafen, so hat mich das beschäftigt. Aber auf den Schweizer wäre ich nie gekommen“. „Eidgenosse“ warf ich in die Runde und alle lachten. „Ja weeeer hat es erfunden“ sagte der Grossmeister weiter und versuchte den Schweizer Dialekt nach zu sprechen was ihm überhaupt nicht gelang und unbeirrt sprach er weiter „Ja weeer“ und alle riefen im Chor „die Schweizer habens erfunden, Riccolaaaaaaaaaaa“ und alle lachten dabei. Dieses mal liessen wir den Kaffee weg und alle prosteten einander mit Sekt zu notabene roten Sekt „kann man bei mir kaufen „ meinte der Grossmeister beiläufig „bei mir kann man Alles kaufen auch diese Bilder“ und zeigte mit einer lockeren Handbewegung auf verschieden  Oel- und Acyl-Bilder die rumstanden. „Auf Riccola den Eidgenossen“ meinte der Grossmeister und alle prosteten einander zu. Seither bin ich in Dorsten noch heute der Riccola.
Wer hat es erfunden???

Kurzgeschichte: Riccola.... oder ...Wer hat es erfunden?